Mode Schaber Calw

Chronik des Handelshauses
Marktplatz 6

1692 wurde das Haus von Johann Conrad Moseter erbaut. 1697 richtete Christoph Mayer ein Einzelhandelsgeschäft in dem von ihm erworbenen Haus ein. Bis auf den heutigen Tag blieb das Gebäude ein Handelshaus. Die rechte Außenwand des Gebäudes Marktplatz 6 wurde aus ehemaligen Klostermauern von Hirsau hier wieder aufgebaut. Die Rundbögen stammen vermutlich aus der Basilika Peter und Paul. Der Hammerschlag und die romanischen Bögen werden datiert zwischen 1070 und 1080.

1720 hat Johann Georg Wörner das Haus samt aller Handlungswaren wie Gewürze, Tücher, Zeug und Tabak sowie Ladeneinrichtung samt Waage und Gewichte übernommen. Für die damalige Zeit hatte ein Handelshaus ein umfangreiches Sortiment.

Postkarte Archiv der Stadt Calw

Postkarte Archiv aus der Stadt Calw

Ansichten des Marktplatzes von Calw um die Jahrhundertwende // Archiv der Stadt Calw

Ansichten des Marktplatzes von Calw um die Jahrhundertwende
Archiv der Stadt Calw

Seit 1840 war es ganz im Besitz des Weißwarenhändlers Ludwig Friedrich Dreiß, ging dann auf dessen Witwe über und 1863 bekommt schenkungsweise Emil Dreiß, lediger Kaufmann Sohn die erste Hälfte, die andere ererbt er 1870 von seiner Mutter. Nach dem Tod von Emil Dreiß 1881 erwarb der Kaufmann Traugott Schiler das Anwesen für den Kaufpreis von 27.000 Mark.

Ab 1881 betreibt der neue Besitzer Traugott Schieler das Handelshaus. In diesem Jahr erweiterte er den Kolonialwarenhandel um eine Abteilung mit Damenkonfektion. Um diese Zeit begann die halbindustrielle Produktion von Damenmode. Ein Kaufmann muss die Zeichen der Zeit erkennen um den entstehenden Bedarf zu decken. 1884 erfolgte dann die Anpassung – Erweiterung des Warensortimentes mit weiß – und Wollwaren (Stoffe) sowie eine Manufaktur, eine Werkstatt zur Anfertigung der Aussteuer. Ab 1890 wurde das Nähen in den Familien immer bedeutsamer, er erweiterte das Sortiment um Kurzwaren (Nähfaden, Knöpfe, Bordüren usw.) Die hauseigene Manufaktur war den Kunden bei den Näharbeiten behilflich.

Die Ära Daur in Calw

Nach dem 1.Weltkrieg kaufte Friedrich Daur das Handelshaus zum 1.November 1919 von der Familie Schiler. Die Familie Daur stammte ursprünglich aus Korntal und reiste im Jahre 1913 nach Jerusalem um an den Schneller Schulen zu arbeiten.

„Der Herr denkt an uns und segnet uns.“ Psalm 115,12

Dieser Spruch begleitete die Familie Daur auf dem Weg von Korntal über Jerusalem nach Calw. Friedrich und Johanna Daur, waren 1919 nach Calw gekommen, um im Hause Marktplatz 6 eine neue Heimat für sich und die drei Töchter Sophie, Gertrud und Hanna zu finden. Die Familie hatte 1917-kriegsbedingt- die geliebte Jerusalemer Heimat verlassen müssen und konnte nach abenteuerlicher Flucht erste Aufnahmen im Leutenbacher Pfarrhaus finden, wo die älteste Tochter Lydia mit ihrem Mann, Pfarrer Wilhelm Breuning, seit 1916 lebte.
Ab 1933 hat die Firma Daur das Angebot um Weißware mit Federn und Daunenfüllungen erweitert. Zudecken, Paradekissen und Kopfkissen, gefüllt mit guten Dauen und Federn, galten in der Zeit als Statussymbol. Für 1945 erlitt das Haus Kriegsschäden durch Artilleriebeschuss. Laut Überlieferungen wurde das Warenlager gegen Kriegsende so beschädigt, dass es wertlos war.

Die Enkeltochter von Friedrich und Johanna Daur, Gertrud Bräuning übernahm mit Unterstützung zunächst von den Tanten Sophie und Hanna zunehmend die Geschäftsleitung des Modehauses Daur. In den 50 er Jahren konnte das Haus gegenüber erworben werden, sowie in den 60 er Jahren das Gebäude Lederstraße 3, was dem Anwesen auch den Zugang zur Lederstraße ermöglichte. Im Jahre 1962 wurde die Front des Gebäudes verändert und durch den Anbau hinter dem Haus die Verkaufsfläche um 450 qm vergrößert. 1977 wurde durch den Anbau zum Calwer Markt die Verkaufsfläche auf über 700 qm erweitert. Vielleicht war Gertrud Breuning zunächst eine Geschäftsfrau wider Willen, denn ihr Lebenswunsch war es nicht gewesen, Unternehmerin zu werden. Als aber das Leben sie vor die Aufgabe stellte, übernahm sie diese mit ausgeprägtem Familiensinn, großer Tatkraft und sehr gutem Fachwissen.

Ansicht Marktplatz im Jahre 1961 / Archiv der Stadt Calw // Mode Schaber

Ansicht Marktplatz im Jahre 1961
Archiv der Stadt Calw

Kauf des Handelshauses am Marktplatz 6
durch Hermann und Mariet Schaber zum 1.Januar 1984

Mode Schaber Ansicht von außen // Mode Schaber

Bild: Jürgen Vogel

Der Schneidermeister Hermann Schaber und seine Frau Mariet Schaber geb. van Bergen legten mit einer Maßschneiderei in Rutesheim den Grundstein der heutigen Firma Mode Schaber. In kleinen Schritten ging es dort voran, bis sie 1984 mit einem großen Schritt nach Calw kamen. Dort haben sie das Anwesen der Firma Daur zum 1.1.1984 gekauft. Nach einem umfangreichen Umbau eröffnete am 4. Februar 1984 die Firma Mode Schaber an dem neuen Standort in Calw. Das Sortiment umfasst Damen, Herren und Kinderoberbekleidung, sowie Haustextilien, Schlafsysteme und Bettwaren, sowie die dazugehörige Anlage zum Befüllen und Pflegen der Daunendecken. Mit den Jahren wurden die sportiven Sortimente ausgebaut. Im Jahre 1994 wurde nach historischen Vorlagen die Vorderseite des Hermann Hesse Geburtshauses wiederhergestellt und denkmalgerecht restauriert. Eine weitere Restaurierung des Gebäudes wurde vor dem 125. Geburtstag von Hermann Hesse im Jahr 2001 durchgeführt. Die historische Rundbogen Steinmauer aus dem Jahr 1697 wurde 1994 freigelegt und restauriert.

Das Herzstück des Hauses

Im April 2014 wurde nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten das Geburtszimmer von Hermann Hesse wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht.

Eine besondere Überraschung war der originale Holzboden aus 1692 war unter einem Estrich so gut konserviert, dass er komplett erhalten war und restauriert werden konnte.

Das Zimmer des jungen Hermann Hesse

Aufnahme des Geburtszimmers von Hermann Hesse
Foto: Prof. Dr. Dieter Fritsch

Familienbild der Familie Hesse um 1900

Familienbild der Familie Hesse um 1900

Das Geburtshaus von Hermann Hesse

Eine bedeutsame Epoche für dies Haus entstand vom November 1874 bis Januar 1881 als die Missionarsfamilie Hesse sich im Haus eingemietet hat und am 2. Juli 1877 der spätere Nobelpreisträger Hermann Hesse hier geboren wird.

Das Zimmer des jungen Hermann Hesse

Die Familientradition lebt weiter

Seit 2008 leitet Piet Schaber mit tatkräftiger Unterstützung von Mariet und Hermann Schaber die Firma Mode Schaber mit dem Bettengeschäft Bett & Bad.

Modisch und aktuell und dennoch solide und nachhaltig – das ist die Welt von Mode Schaber in Calw. Denn die Kunden sollen an dem, was sie gekauft haben, lange Freude haben. Diese Unternehmensphilosophie geht zurück auf die Gründung. Hermann und Mariet Schaber haben 1962 in Rutesheim mit einer Maßschneiderei begonnen. Da findet sich die Verbindung zur Solidität des Handwerks. So werden auch heute Änderungen im eigenen Atelier vorgenommen.

Gut 20 Jahre später, im Februar 1984, wurde Mode Schaber in Calw eröffnet und so der Schritt hin zum Einzelhandel mit umfangreichen Sortimenten vollzogen. Ein Jahr zuvor hat Hermann und Mariet Schaber das 1692 erbaute Haus Daur am Calwer Markt erworben. Ihr Grundsatz lautet: Einzig beständig sind der Wandel, die Zielsetzung und der Weg. Danach haben sie in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich gehandelt – als Kaufmann und als Dienstleister. Diesen Weg setzt Sohn Piet Schaber, der in der zweiten Generation das Unternehmen leitet, fort.

Die Firma Mode Schaber wurde 2018 mit dem 11. Calwer Löwen zum Unternehmen des Jahres 2018 ausgezeichnet

Nur selten sei der individuell erstellte und handgeschnitzte Löwen bislang an Einzelhändler verliehen worden. »Denn unsere Einzelhändler prägen nicht nur in entscheidendem Maße das Stadtbild, sondern sorgen auch für die Attraktivität unserer Stadt, sorgen für Frequenz, sorgen für Arbeitsplätze und – letztendlich – sorgen sie für Vitalität, Vielfalt und Leben in unserer Stadt«, lobte der Vorsitzende. Mode Schaber sei deshalb »ein wahrlich würdiger Preisträger« – nicht zuletzt, weil Hermann Schaber samt Familie »ein ausgeprägtes ehrenamtliches und soziales Engagement« in der und für die Stadt Calw in den vergangenen Jahren bewiesen hätten.